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Diamantmarkt 2022/2023: Der Diamantmarkt behauptet sich in Zeiten der Krisen

Die in 2022 kaum nachvollziehbare Corona-Politik in China hat der Nachfrage nach Diamanten im Reich der Mitte nicht gut getan. Nach den ersten Öffnungen im Jahr 2021 und dem dann folgenden Run auf jede Art von Luxusprodukten sind in 2022 die restriktiven Covid-Maßnahmen mit der ganzen Wucht des autokratischen Systems durchgesetzt worden. Das bremste den Konsum hart herunter, wie die chinesische Wirtschaft insgesamt. China hat sich schon seit längerem hinter den USA auf Platz 2 in der weltweiten Nachfrage nach Diamanten etabliert. Damit ist über die Bedeutung dieses Marktes alles gesagt.

Der Markt konnte das aber gut kompensieren mit stabilen Verkäufen in den USA, die fast auf gleichem Niveau lagen wie im Boomjahr 2021. Erst in den letzten Tagen vor Weihnachten war eine kleine Kaufzurückhaltung spürbar, die der Inflationsrate dort und den Unwägbarkeiten des Ukraine-Krieges geschuldet war. Sogar in Europa, hier besonders in Frankreich und Italien, war die Stimmung bei Schmuckherstellern und Juwelieren gut, weil die Geschäfte trotz der schwierigen Rahmenbedingungen besser waren, als erwartet werden konnte. Die Gewinne und Aktienkurse der großen Luxusmarken erreichten Höchststände.

Auf der Angebotsseite waren da schon eher Klagen zu vernehmen. Dabei hatte das letzte Jahr so gut angefangen: Die Minengesellschaften hatten bei den ersten Zuteilungen an Rohdiamanten in den frühen Wochen des Jahres 2022 die Preise bis zum Anschlag ausgereizt. Wohl in der Annahme, dass sich der Hunger nach Luxusgütern weiter so furios entwickeln würde wie – überraschenderweise – im Jahr 2021. Dann kam der Krieg in der Ukraine, es überschlugen sich die Energiepreise und schließlich schnellte die Inflation nach oben.

Mit diesen Mehrfachkrisen kam noch ein anderes Problem hinzu: Russland, mit einem Weltmarktanteil von über 30 % mengenmäßig größter Lieferant  von Rohdiamanten, wurde von den USA als Aggressor geächtet und seine Diamanten mit einem Bann belegt. Was am Anfang noch nicht als großes Problem gesehen wurde, stellte sich im Laufe der Zeit als „Game Changer“ heraus. Wenn die russischen Steine nicht als Rohdiamanten in die USA importiert werden konnten, dann sollten sie eben vorher in Indien bearbeitet werden und dann als geschliffene Diamanten, die ausdrücklich von dem Bann ausgenommen waren, wenn sie aus Drittländern kamen, in den weltweitgrößten Nachfragemarkt eingeführt werden.

Daraus wurde aber nichts, weil der Arm des amerikanischen Finanzsystems weit länger und kräftiger war, als sich das Herr Putin und die interessierten Diamantkreise vorgestellt hatten. Ihnen war zwar bewusst, dass sich die Finanztransaktionen zur Bezahlung der russische Rohdiamanten nicht wie üblich in US-Dollar und damit über das in New York angesiedelte SWIFT System abwickeln ließen. Aber es bestand die Hoffnung, dass man das auch mit indischen Rupies oder unseren EUROS auf anderen Umwegen hinbekommen würde. Damit hatte man den Einfluss der US-Amerikaner auf das internationale Zahlungssystem jedoch komplett unterschätzt. Die ausführenden Banken weigerten sich, das egal in welcher Währung angewiesene Geld nach Russland zu überweisen, wohl aus Angst vor den Sanktionen oder gar einem Ausschluss aus dem Dollar-Imperium. Nicht viel besser wird es den international agierenden Wertlogistikern gegangen sein, die sich letztendlich ebenfalls nicht mehr in der Lage sahen, die in Russland bestellten Diamanten in die Schleifzentren zu transportieren.

Im Ergebnis führte das zu einer deutlichen Unterversorgung an Qualitäten und Steingrößen, wie sie mit den Lieferungen aus der sibirischen Tundra für die Marktnachfrage notwendig sind. Weil der Großteil der Steine aus den russischen Diamantminen hauptsächlich zur Herstellung kleinerer geschliffener Brillanten verwendet wird, saßen die Mehrzahl der indischen Schleifer vor leeren Schleifscheiben. Die großen Schleifereien in Surat reagierten darauf bereits ab Sommer mit „Kurzarbeit“ und teilweise auch Entlassungen. Das kam ihnen so ungelegen nicht, weil sie im Laufe des Jahres die Erfahrung machen mussten, dass die Preise für geschliffene Diamanten nicht mit den überzogenen Einkaufspreisen für Rohdiamanten vom Jahresanfang Schritt gehalten hatten. Auch hier lagen die Gründe im Krisen-Dreiklang Ukraine, Inflation und Corona in China. Die Produktion wurde gedrosselt, was in der Folge auch die Verfügbarkeit von größeren Diamanten eingeschränkt hat. Weil die Nachfrage gut war und es zuließ, konnten so die Preise auf hohem Niveau gehalten werden.

So haben wir dieses marktwirtschaftliche Prinzip im vergangenen Jahr zum Beispiel auch in der hiesigen Autoindustrie erlebt: Durch Verknappung des Angebotes – egal ob unverschuldet durch Lieferengpässe von Komponnten oder strategisch beabsichtigt – konnten die Automobilkonzerne auch mit niedrigeren Umsätzen höhere Gewinne als in den Vorjahren erzielen, weil praktische keine Verkaufsrabatte mehr gegeben werden mussten.

In den ersten Rohdiamanten-Zuteilungen („Sights“) der Minengesellschaften im neuen Jahr 2023 sind die Preise für die sonst aus Russland bezogenen Diamantengrößen (geschliffen ca. 0.05 – 0.75 ct) deutlich angezogen, wohingegen die Preise für kommerzielle Einkaräter in schwächeren Farben und niedrigeren Reinheiten leicht nachgegeben haben. Für uns bedeutet die aktuelle Situation eine besondere Herausforderung in der Beschaffung.

Ein Beispiel dazu: Für die gesuchte Größe der lupenreinen Halbkaräter in der höchsten Farbe „D“ stehen aktuell 75 % weniger an Steinen zur Verfügung wie im Januar 2022 und sogar im Pandemiejahr 2021. Entsprechend stolz sind die Preise unserer Partner in den großen Schleifereien, mit denen uns jahrzehntelange, vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen verbinden. Preisgespräche führen auch hier nur noch selten zum Erfolg. Unsere Lieferanten verkaufen nicht mehr ihre Diamanten, sondern sie teilen ihr knappes Gut nur noch zu. Unabhängig von unserer Auftragslage haben wir großzügige Vorauszahlungen geleistet, damit wir bevorzugt bedacht werden und die Warteliste unserer geduldigen Besteller zu großen Teilen abarbeiten können.

Wie sich dieses Jahr die Welt der Diamanten entwickeln wird? Ich wage da keine Prognose mehr. Die geopolitischen Unwägbarkeiten sind so gravierend  und die Reaktionen der Politik in den unterschiedlichen Ländern darauf so unberechenbar geworden, dass eine seriöse Einschätzung der Zukunft unmöglich geworden ist. Nur das ist sicher: Der Blick in die Glaskugel wird bei uns nicht den Blick durch die Lupe ersetzen.

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