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Wie viele Diamanten gibt es eigentlich noch? Eine Übersicht in Fiktionen und Fakten
Haben Sie die Nachricht auch in den Medien gesehen, dass es einem internationalen Forscherteam gelungen ist, in der Milchstraße einen Planeten zu entdecken, der angeblich komplett aus Diamanten bestehen soll? Es soll sich früher um einen massiven Stern gehandelt haben, der später in viele kleinere Planeten zerborsten ist. Auf der Website der Europäischen Kommission zum Thema Forschungen lesen wir: „Die Dichte lässt darauf schließen, dass das Material mit Sicherheit in einem kristallinen Zustand vorliegt, d.h., ein großer Teil des Sterns könnte ähnlich wie ein Diamant aufgebaut sein.“
Wem 4000 Lichtjahre von der Erde zu weit entfernt ist, hätte aber die Möglichkeit auf dem Planeten Merkur in unserem Sonnensystem und nur ca. 150 Millionen Kilometer entfernt auf eine dicke Schicht von Diamanten zu stossen, die zwischen 15km und 18km stark sein könnte. Diese Nachricht verbreitete die Tagesschau rechtzeitig im Sommerloch 2024. Diese Annahme beruht auf Daten, die die Sonde „Messenger“ über dem Planeten Merkur aus großer Höhe gesammelt hat. Allerdings ist eine Nutzung dieser möglichen Vorkommen, so ein Münchner Forscher, der sich mit der Gewinnung von Weltraumressourcen beschäftigt, „technisch aber wahrscheinlich nicht möglich“.
Wenn sie dort aber trotzdem auf dem Merkur fündig werden wollen, sollten Sie sich beeilen, bevor Elon Musk auf die Idee kommt, bei seinen geplanten Reisen zum Mars auch mal beim Merkur vorbeizuschauen. Dann würden Sie allerdings seine Diamanten zukünftig zu Merkur-Preisen kaufen müssen.
Zurück auf unsere kleine Erde mit ihren irdischen Begrenztheiten. Diese „Science Fictions“ möchte ich zum Anlass nehmen, Sie über die realistischen Vorkommen an Diamanten auf unserem Planeten zu informieren, ganz ohne „sollte“, „könnte“ und „hätte“, dafür aber mit einer Reihe von klaren Fakten:
Die weltweite Förderung von Diamanten hatte im Jahr 2005 ihren absoluten Höhepunkt mit 176 Millionen Karat erreicht (Quelle: Kimberley Process). Im Jahr 2023 betrug die Ausbeute aus den Diamantminen auf Mutter Erde nur noch 111 Millionen Karat. Im Vergleich ein Rückgang von 37%, der sich in diesem Jahr noch einmal fortsetzte. Gegenwärtig befinden wir uns wieder in der Größenordnung der in den neunziger Jahren geschürften Diamantmengen.
Klingt immer noch nach sehr viel, aber leider besteht der größte Anteil an der Diamantproduktion aus den sog. Industriediamanten, die nur ihrer Härte wegen eine Verwendung an Bohrköpfen oder zerkleinert als Schleifmaterial finden. Diese Steine werden in einer Preisspanne von 1 bis 30 Dollar per Karat gehandelt. Höchstens 20% aller Diamanten sind transparent und damit überhaupt für Schmuckzwecke geeignet. Davon wiederum erfüllen weniger als 0.01% aller Schmuckdiamanten die Qualitätskriterien, die für Diamanten als Vermögensschutz in Betracht kommen.
In der Nachkriegszeit und den wirtschaftlichen Boomjahren lag der jährliche Ertrag an Diamanten noch bei ca. 40 Millionen Karat. Auf das aktuelle Niveau hat sich die Förderung von Diamanten erst in den 1980er Jahren steigern können, nachdem große Lagerstätten in Australien, Botswana und Russland erschlossen worden sind. Allein die Argyle Mine in Australien hat in ihrer Hoch-Zeit einen Beitrag von 33% des jährlichen Diamantaufkommens abgeliefert, allerdings fast ausschliesslich mit minderwertigen, braunen Steinen. Nach nur 37 Jahren war diese Mine ausgebeutet und wurde 2020 geschlossen. So wird es auch der ertragreichen Mine „Diavik“ am Polarkreis im Nordwesten Kanadas gehen, mit deren wirtschaftlichem Ende für 2026 gerechnet wird.
Es gab vor der Jahrtausendwende eine Zeit, in der sich nicht nur der traditionsreiche Diamantkonzern De Beers um das Aufspüren neuer Lagerstätten bemühte, sondern auch die weltweit größten Minenkonzerne BHP Billiton und Rio Tinto Milliardenbeträge in die Hand nahmen, um in vielen potenziellen Förderländern neue Vorkommen zu identifizieren. Die Suche nach lohnenden Fundorten wurde ohne nennenswerte Erfolge beendet, worauf sich die Konzerne komplett aus dem Diamantmarkt zurückzogen.
Das ist nachvollziehbar, weil die Bedeutung des Geschäftsvolumens von Diamanten im weiten Spektrum der Rohstoffe gering ist. Zur Verdeutlichung hier die Daten: Im Jahr 2023 wurden 22.2 Tonnen Diamanten in einem Gesamtwert von 12.7 Milliarden US-Dollar gefördert. Im gleichen Zeitraum wurde über 160x mehr Gold, nämlich 3.600 Tonnen Gold und 26.000 Tonnen Silber zu Tage gebracht. Selbst das Gesamtgewicht aller bisher in allen Jahrhunderten geförderten Diamanten wird gerade einmal mit ca. 1.200 Tonnen beziffert.
Auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse sind in der überschaubaren Zukunft keine nennenswerten Diamantfunde in Sicht. Allein De Beers hat in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als 1 Milliarde Dollar vergeblich in die Suche nach sog. Kimberlite-Lagerstätten investiert, wie das Gestein genannt wird, das Diamanten enthält. Auch Explorationen in Kanada und Brasilien waren in den letzten zwei Jahren erfolglos. Vor diesem Hintergrund hat De Beers aktuell 2.2 Milliarden US-Dollar in den weiteren Ausbau seiner bestehenden Mine „Venetia“ in Südafrika investiert.
Der CEO der De Beers Group Al Cook hat bei einer Veranstaltung in der letzten Woche in Antwerpen noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass schon mittelfristig mit einer signifikanten Verknappung des Diamantangebotes gerechnet werden muss und der Konzern seine finanziellen Ressourcen jetzt lieber wieder auf die Steigerung der Konsumenten-Nachfrage konzentrieren wird.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse sind die Aussichten für die Welt der Diamanten schon mittelfristig, also in +/- 5 Jahren, als sehr günstig zu bezeichnen: Nach den Gesetzen des Marktes müssten die Preise bei deutlich sinkendem Angebot und einer Nachfrage auf der Basis dieses Jahrzehnts deutlich anziehen.
Diamanten sind eben ein knappes Gut, das seinen wirtschaftlichen Wert durch seine Seltenheit erhält. Sein intrinsischer Wert ist in seiner magischen Entstehung vor 2 Milliarden Jahren begründet als Grundbaustein dieser Erde.
Copyright: Dr. Ulrich Freiesleben
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